2016 haben etliche großartige Künstler die Bühne verlassen (von all dem anderen Kram ganz zu schweigen – aber „das schlimmste Jahr aller Zeiten“ war es trotzdem nicht). 2016 war trotzdem ein Jahr voller mutiger und spannender Veröffentlichungen. Cloud Rap hält sich immer noch und hat nicht zuletzt dank Yung Hurns Sommerhit „Bianco“ einen festen Fuß gefasst, Bowie hat kurz vor seinem Ableben sein bestes Album seit Jahren veröffentlicht, Stoner Rock wächst und wächst, etliche Underground-Bands haben irre gute EPs und Alben released … Hier meine 10 liebsten Tonträger des Jahres.
Progressive Rock
OPETH – „Sorceress“
Satte 13 Jahre lang haben Opeth die Metal-Welt mit ihrem unverkennbaren Progressive Death Metal überrollt, bis 2011 mit „Heritage“ ein unerwartet ruhiges Album mit schwerer 70s-Psychedelic-Schlagseite, Jazz-Einflüssen und noch stärkerer Verlagerung auf folkige Elemente folgte.
2017 sind Opeth nun vollends im Kreis des King Crimson huldigenden Progressive Rock angelangt. Ist der Titeltrack noch recht eingängig, wird das restliche Album eine wundervolle Mischung aus besinnlichen Folksongs, bluesig-jazzigen Gitarrenlicks (wie in „Will o the Wisp“), arabischen Einflüssen in „The Seventh Sojourn“ und treibenden Metal-Brettern wie „Chrysalis“ – jedoch ganz ohne Gebrüll, sondern mit schwebenden Gesangsflächen. Fernab von der technischen Brillianz, mit der die Musiker agieren, ist „Sorceress“ konzeptuell und songschreiberisch das bisher stärkste und spannendste der „neuen“ Opeth-Alben.
Kammer-Pop
AGNES OBEL – „Citizen Of Glass“
Auch Agnes Obel hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Mit ihren ersten beiden Alben präsentierte sie wundervoll bedächtige, verträumte Musik, die sich vorrangig aus ihrer hellen, sanften Stimme und ihrem klaren Klavierspiel zusammensetzt. Auf „Citizen Of Glass“ wollte sie eigener Aussage nach Instrumente nutzen, die ihr noch unvertraut waren, und so ist dieses Album ihr bisher spannendstes geworden, aber immer noch vom dezenten Einsatz der Instrumente geprägt. Immer noch hypnotisch, ruhig, wunderschön und furchtbar interessant.
Indie/Wave/Protopop
ISOLATION BERLIN – „Und Aus Den Wolken Tropft Die Zeit“
Verdammt, Isolation Berlin sind unbestreitbar die deutschsprachige Newcomerband des Jahres und ich liebe sie. Eine wunderbar schnodderige Mischung aus Indie, Wave, 80er-Poprock und sonstwas, etwas wie Rio Reiser mit den Texten von Sven Regener. Von allen Seiten gehyped, sind sie trotzdem eine unglaublich sympathische Kapelle und Live absolut überragend, was nicht zuletzt am Charisma ihres Sängers liegt, der es irgendwie schafft, ständig über Liebe zu singen und doch nie kitschig zu klingen. Auf ihrem Debütalbum mischen sich rabiate Post-Punk-Bretter wie „Wahn“ mit melancholischen Balladen wie „Der Garten Deiner Seele“ und geben das beste deutschsprachige Album des Jahres ab. Sehr empfehlenswert ist auch die zeitgleich erschienene Single-Compilation „Berliner Schule/Protopop“, auf der die 80er-Schlagseite noch stärker durchscheint und die neben dem Joy Division-Cover „Isolation“ auch das wahnwitzig epische „Isolation Berlin“ enthält, welches in einer fulminanten Noise-Eskapade ausufert.
Artrock
DAVID BOWIE – „Blackstar“
Bowies Ableben kam wirklich unerwartet, nur Tage nach der Veröffentlichung von „Blackstar“. Nachdem es in den letzten Jahren (auch aufgrund vieler eher mittelprächtiger Releases) recht ruhig um ihn war, war „Blackstar“ eine absolute Überraschung – ein unfassbar gut produziertes Gesamtkunstwerk aus Songs und Musikvideos. Der eröffnende Titelsong geht in einen Mittelteil über, der ebenso wie das omnipräsente Saxophon stark auf Bowies Berlin-Ära verweist. Auch Progressive Rock wie in „Sue (Or in a Season of Crime)“ findet seinen Platz, und so lässt sich nichts anderes sagen, als dass dieses letzte Bowie-Album zwar etwas Zeit braucht, um es voll aufzunehmen, aber mit eins der besten und vielseitigsten Alben des Jahres ist. Ein würdiger Abgang!
Hip Hop
GOLDROGER – „Avrakadavra“
Rap aus der Region. Ein unglaublich guter Flow auf entspannte Beats mit tatsächlich tiefgründigen Texten, sehr melancholisch, hörenswert in jeder Hinsicht. Intelligent, groovy, schön.
Black Metal
MORTUUS UMBRA – „Catechism“
Ganz durch Zufall bin ich auf diese Band gestoßen, weil mein Plattenladen des Vertrauens (BlackPlastic an der Rheinischen Str. in Dortmund) die Tische beiseite geschoben hat, um dieser israelische Black Metal-Kapelle Raum für einen treibenden, sehr sauber gekloppten Auftritt zu bieten. Begeistert kaufte ich dann ihre CD (leider, leider kein Vinyl!), und es lohnte sich: ein gut produziertes, ausufernd episch aufgebautes Album mit coolen Riffs, das ein wenig an Watain erinnert. Wer cleveres Geknüppel mag – ran da!
Pop/Jazz/Gospel
MINE – „Das Ziel ist im Weg“
Was das ganz genau ist, was die wunderbare Mine macht, ist schwierig in Worte zu fassen. Muss man vielleicht auch nicht. Irgendwo in einer Grauzone zwischen Funk-Beats, Gospel-Chor, Pop, Hip Hop, Rock und einem sehr jazzigen Flow entsteht ein musikalischer Kosmos, der bunt und clever ist und in „Essig auf Zucker“ seinen Höhepunkt findet – getrieben von einem irre guten Drumbeat. Schön auch: als Gäste sind Fatoni und Dagobert am Start. Vielleicht eine der innovativsten deutschsprachigen Musikerinnen derzeit, und einfach eine großartige Sängerin.
Post-Dubstep
JAMES BLAKE – „The Colour In Anything“
Zu James Blake muss man mittlerweile nicht mehr viel sagen: Den elektronisch-souligen Weg mit Dubstep-Einflüssen*, den er mit seinen vorherigen Alben eingeschlagen hat, geht er kontinuierlich schwermütig weiter. Demzufolge ist „The Colour In Anything“ nicht die große Überraschung, trotzdem aber ein fantastisches Album, melancholisch und großartig musiziert, getragen von reduzierten Beats, Blakes hoher Stimme, seinem Klavierspiel und allerlei Synthesizer-Spielereien. Hervorragend auch das sehr soulige „My Willing Heart“.
*Nein, nicht der quietschige Skrillex-Kram.
Progressive-/Space Rock
MOTORPSYCHO – „Here Be Monsters“
Was für ein schön verstrahltes Album! Nach einer Viertelstunde verträumten 70s-Rocks mit Floyd-Anleihen brettern Motorpsycho mit „I.M.S.“ über den Hörer hinweg. Trotzdem bleibt die starke Verbindung zu Genesis, Floyd, Hawkwind immer existent – „Big Black Dog“ winkt sogar mit dem Kashmir-Schal Led Zeppelins. Pathetische Gesangsparts wechseln zu sphärischen Jam-Parts, die den einzelnen Musikern viel Freiraum lassen, um den geneigten Zuhörenden zu umgarnen und in die verschwurbelte Motorpsycho-Welt zu ziehen.
Cloud Rap/Trap
K. RONALDO – „I Wanted to Kill Myself but Today is my Mother’s Birthday“
Hinter K. Ronaldo steckt der Wiener Yung Hurn, nach offiziellen Angaben ist er jedoch nur der Zwillingsbruder seines Alter Egos – die Nonsens-Schiene wird also konsequent weitergefahren. Nach Aussage eines Freundes Bad Trip-Musik, ist „I Wanted to Kill …“ tatsächlich genau das: eine verstörende Melange aus klaustrophobischen Trap-Beats und abstrusen Drogentexten mit gruseligem, durchgängigem Hintergrundgenuschel, eröffnet von einem abgewandelten Vaterunser und einem Lobgesang auf „Kristus Ronaldo“. Kultig, verstrahlt, aber irgendwie cool und vor allem ziemlich spannend.
Elektronika/Glitch
MODERAT – „III“
„III“ ist das womöglich eingängigste Moderat-Album bisher. Das große Klatschen bleibt aber aus, und so veröffentlichte die Fusion aus Modeselektor und Apparat dieses Jahr ein in sich geschlossenes, rundes Album, dessen Hauptaugenmerk auf der Atmosphäre liegt. Wie immer mit wunderbar tiefem Bass, hübschem Gesang und spannenden Samples – ich meine auch gehört zu haben, dass u. A. eine Europalette als Percussion-Sound gesampled wurde. „The Fool“ erinnert sogar etwas an Fever Ray. Packend, spannend, von vorne bis hinten aus einem Guss. Top!
Progressive Rock
STEVEN WILSON – „4 1/2“
Steven Wilson liefert das ab, was man von ihm erwartet: etwas kitschigen, verträumten Progressive Rock, der ein paar Überraschungen birgt. So auch auf seinem aktuellen Album – meiner Meinung nach etwas mehr Porcupine Tree als zuvor, was es aber auch ein wenig zugänglicher macht. Und alleine „Happiness III“ ist einfach nur schön.
Artrock
RADIOHEAD – „A Moon Shaped Pool“
Radiohead – für manche die beste Band der Welt, anderen ein Graus. Mit diesem Album haben sie die Messlatte für Artrock allerdings wieder hoch gelegt – verträumte, treibende und mystische Musik. Sehr schön auch das Video zum von Streichern dominierten „Burn The Witch“:
Psychedelic-/Stoner Rock
CAUSA SUI – „Return to Sky“
Causa Sui: einfach nur irre gut. Wie eine ausufernde Session, spacig, groovend, verstrahlt, ein Trip. Viel mehr gibt es nicht zu sagen, hören!
Spoken Word/Rap
KATE TEMPEST – „Let Them Eat Chaos“
Bessere sozialkritische Texte sind schwer zu finden. „Europe Is Lost“ war der passende Abgesang zum Brexit. Hören auf YouTube.
Neo-R&B/Pop
BANKS – „The Altar“
Banks ist einfach toll. Sehr lesenswert sind auch ihre Interviews, spannende Person. Und ziemlich gut gemachter, elektronisch untermalter R&B. Irgendwie sexy und spooky schön: „Fuck With Myself“. Hören auf YouTube.
Cloud Rap/Rap
CRACK IGNAZ – „Marmeladé“
Cloud Rap auf Österreichisch. Der „König der Alpen“ bleibt teilweise unverständlich, buttert aber einiges an Deutschrap gepflegt weg. Hören auf YouTube.
Nicht zu vergessen:
PJ HARVEY – „The Hope Six Demolition Project“ (Alternative Rock)
NICK CAVE – „Skeleton Tree“ (Alternative Rock)
JUSTICE – „Woman“ (French House)
MARS RED SKY – „Apex III – Praise For The Burning Soul“ (Stoner-/Space Doom)
HASHSHASHIN – „nihsahshsaH“ (Oriental Stoner Metal)
Außerdem habe ich für AT THE CONTROLS noch meine Jahrescharts an Techno zusammengestellt – hier geht es zur Liste und hier die YouTube-Playlist.
Progressive Rock
OPETH – „Sorceress“
Satte 13 Jahre lang haben Opeth die Metal-Welt mit ihrem unverkennbaren Progressive Death Metal überrollt, bis 2011 mit „Heritage“ ein unerwartet ruhiges Album mit schwerer 70s-Psychedelic-Schlagseite, Jazz-Einflüssen und noch stärkerer Verlagerung auf folkige Elemente folgte.
2017 sind Opeth nun vollends im Kreis des King Crimson huldigenden Progressive Rock angelangt. Ist der Titeltrack noch recht eingängig, wird das restliche Album eine wundervolle Mischung aus besinnlichen Folksongs, bluesig-jazzigen Gitarrenlicks (wie in „Will o the Wisp“), arabischen Einflüssen in „The Seventh Sojourn“ und treibenden Metal-Brettern wie „Chrysalis“ – jedoch ganz ohne Gebrüll, sondern mit schwebenden Gesangsflächen. Fernab von der technischen Brillianz, mit der die Musiker agieren, ist „Sorceress“ konzeptuell und songschreiberisch das bisher stärkste und spannendste der „neuen“ Opeth-Alben.
Kammer-Pop
AGNES OBEL – „Citizen Of Glass“
Auch Agnes Obel hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Mit ihren ersten beiden Alben präsentierte sie wundervoll bedächtige, verträumte Musik, die sich vorrangig aus ihrer hellen, sanften Stimme und ihrem klaren Klavierspiel zusammensetzt. Auf „Citizen Of Glass“ wollte sie eigener Aussage nach Instrumente nutzen, die ihr noch unvertraut waren, und so ist dieses Album ihr bisher spannendstes geworden, aber immer noch vom dezenten Einsatz der Instrumente geprägt. Immer noch hypnotisch, ruhig, wunderschön und furchtbar interessant.
Indie/Wave/Protopop
ISOLATION BERLIN – „Und Aus Den Wolken Tropft Die Zeit“
Verdammt, Isolation Berlin sind unbestreitbar die deutschsprachige Newcomerband des Jahres und ich liebe sie. Eine wunderbar schnodderige Mischung aus Indie, Wave, 80er-Poprock und sonstwas, etwas wie Rio Reiser mit den Texten von Sven Regener. Von allen Seiten gehyped, sind sie trotzdem eine unglaublich sympathische Kapelle und Live absolut überragend, was nicht zuletzt am Charisma ihres Sängers liegt, der es irgendwie schafft, ständig über Liebe zu singen und doch nie kitschig zu klingen. Auf ihrem Debütalbum mischen sich rabiate Post-Punk-Bretter wie „Wahn“ mit melancholischen Balladen wie „Der Garten Deiner Seele“ und geben das beste deutschsprachige Album des Jahres ab. Sehr empfehlenswert ist auch die zeitgleich erschienene Single-Compilation „Berliner Schule/Protopop“, auf der die 80er-Schlagseite noch stärker durchscheint und die neben dem Joy Division-Cover „Isolation“ auch das wahnwitzig epische „Isolation Berlin“ enthält, welches in einer fulminanten Noise-Eskapade ausufert.
Artrock
DAVID BOWIE – „Blackstar“
Bowies Ableben kam wirklich unerwartet, nur Tage nach der Veröffentlichung von „Blackstar“. Nachdem es in den letzten Jahren (auch aufgrund vieler eher mittelprächtiger Releases) recht ruhig um ihn war, war „Blackstar“ eine absolute Überraschung – ein unfassbar gut produziertes Gesamtkunstwerk aus Songs und Musikvideos. Der eröffnende Titelsong geht in einen Mittelteil über, der ebenso wie das omnipräsente Saxophon stark auf Bowies Berlin-Ära verweist. Auch Progressive Rock wie in „Sue (Or in a Season of Crime)“ findet seinen Platz, und so lässt sich nichts anderes sagen, als dass dieses letzte Bowie-Album zwar etwas Zeit braucht, um es voll aufzunehmen, aber mit eins der besten und vielseitigsten Alben des Jahres ist. Ein würdiger Abgang!
Hip Hop
GOLDROGER – „Avrakadavra“
Rap aus der Region. Ein unglaublich guter Flow auf entspannte Beats mit tatsächlich tiefgründigen Texten, sehr melancholisch, hörenswert in jeder Hinsicht. Intelligent, groovy, schön.
Black Metal
MORTUUS UMBRA – „Catechism“
Ganz durch Zufall bin ich auf diese Band gestoßen, weil mein Plattenladen des Vertrauens (BlackPlastic an der Rheinischen Str. in Dortmund) die Tische beiseite geschoben hat, um dieser israelische Black Metal-Kapelle Raum für einen treibenden, sehr sauber gekloppten Auftritt zu bieten. Begeistert kaufte ich dann ihre CD (leider, leider kein Vinyl!), und es lohnte sich: ein gut produziertes, ausufernd episch aufgebautes Album mit coolen Riffs, das ein wenig an Watain erinnert. Wer cleveres Geknüppel mag – ran da!
Pop/Jazz/Gospel
MINE – „Das Ziel ist im Weg“
Was das ganz genau ist, was die wunderbare Mine macht, ist schwierig in Worte zu fassen. Muss man vielleicht auch nicht. Irgendwo in einer Grauzone zwischen Funk-Beats, Gospel-Chor, Pop, Hip Hop, Rock und einem sehr jazzigen Flow entsteht ein musikalischer Kosmos, der bunt und clever ist und in „Essig auf Zucker“ seinen Höhepunkt findet – getrieben von einem irre guten Drumbeat. Schön auch: als Gäste sind Fatoni und Dagobert am Start. Vielleicht eine der innovativsten deutschsprachigen Musikerinnen derzeit, und einfach eine großartige Sängerin.
Post-Dubstep
JAMES BLAKE – „The Colour In Anything“
Zu James Blake muss man mittlerweile nicht mehr viel sagen: Den elektronisch-souligen Weg mit Dubstep-Einflüssen*, den er mit seinen vorherigen Alben eingeschlagen hat, geht er kontinuierlich schwermütig weiter. Demzufolge ist „The Colour In Anything“ nicht die große Überraschung, trotzdem aber ein fantastisches Album, melancholisch und großartig musiziert, getragen von reduzierten Beats, Blakes hoher Stimme, seinem Klavierspiel und allerlei Synthesizer-Spielereien. Hervorragend auch das sehr soulige „My Willing Heart“.
*Nein, nicht der quietschige Skrillex-Kram.
Progressive-/Space Rock
MOTORPSYCHO – „Here Be Monsters“
Was für ein schön verstrahltes Album! Nach einer Viertelstunde verträumten 70s-Rocks mit Floyd-Anleihen brettern Motorpsycho mit „I.M.S.“ über den Hörer hinweg. Trotzdem bleibt die starke Verbindung zu Genesis, Floyd, Hawkwind immer existent – „Big Black Dog“ winkt sogar mit dem Kashmir-Schal Led Zeppelins. Pathetische Gesangsparts wechseln zu sphärischen Jam-Parts, die den einzelnen Musikern viel Freiraum lassen, um den geneigten Zuhörenden zu umgarnen und in die verschwurbelte Motorpsycho-Welt zu ziehen.
Cloud Rap/Trap
K. RONALDO – „I Wanted to Kill Myself but Today is my Mother’s Birthday“
Hinter K. Ronaldo steckt der Wiener Yung Hurn, nach offiziellen Angaben ist er jedoch nur der Zwillingsbruder seines Alter Egos – die Nonsens-Schiene wird also konsequent weitergefahren. Nach Aussage eines Freundes Bad Trip-Musik, ist „I Wanted to Kill …“ tatsächlich genau das: eine verstörende Melange aus klaustrophobischen Trap-Beats und abstrusen Drogentexten mit gruseligem, durchgängigem Hintergrundgenuschel, eröffnet von einem abgewandelten Vaterunser und einem Lobgesang auf „Kristus Ronaldo“. Kultig, verstrahlt, aber irgendwie cool und vor allem ziemlich spannend.
Elektronika/Glitch
MODERAT – „III“
„III“ ist das womöglich eingängigste Moderat-Album bisher. Das große Klatschen bleibt aber aus, und so veröffentlichte die Fusion aus Modeselektor und Apparat dieses Jahr ein in sich geschlossenes, rundes Album, dessen Hauptaugenmerk auf der Atmosphäre liegt. Wie immer mit wunderbar tiefem Bass, hübschem Gesang und spannenden Samples – ich meine auch gehört zu haben, dass u. A. eine Europalette als Percussion-Sound gesampled wurde. „The Fool“ erinnert sogar etwas an Fever Ray. Packend, spannend, von vorne bis hinten aus einem Guss. Top!
Progressive Rock
STEVEN WILSON – „4 1/2“
Steven Wilson liefert das ab, was man von ihm erwartet: etwas kitschigen, verträumten Progressive Rock, der ein paar Überraschungen birgt. So auch auf seinem aktuellen Album – meiner Meinung nach etwas mehr Porcupine Tree als zuvor, was es aber auch ein wenig zugänglicher macht. Und alleine „Happiness III“ ist einfach nur schön.
Artrock
RADIOHEAD – „A Moon Shaped Pool“
Radiohead – für manche die beste Band der Welt, anderen ein Graus. Mit diesem Album haben sie die Messlatte für Artrock allerdings wieder hoch gelegt – verträumte, treibende und mystische Musik. Sehr schön auch das Video zum von Streichern dominierten „Burn The Witch“:
Psychedelic-/Stoner Rock
CAUSA SUI – „Return to Sky“
Causa Sui: einfach nur irre gut. Wie eine ausufernde Session, spacig, groovend, verstrahlt, ein Trip. Viel mehr gibt es nicht zu sagen, hören!
Spoken Word/Rap
KATE TEMPEST – „Let Them Eat Chaos“
Bessere sozialkritische Texte sind schwer zu finden. „Europe Is Lost“ war der passende Abgesang zum Brexit. Hören auf YouTube.
Neo-R&B/Pop
BANKS – „The Altar“
Banks ist einfach toll. Sehr lesenswert sind auch ihre Interviews, spannende Person. Und ziemlich gut gemachter, elektronisch untermalter R&B. Irgendwie sexy und spooky schön: „Fuck With Myself“. Hören auf YouTube.
Cloud Rap/Rap
CRACK IGNAZ – „Marmeladé“
Cloud Rap auf Österreichisch. Der „König der Alpen“ bleibt teilweise unverständlich, buttert aber einiges an Deutschrap gepflegt weg. Hören auf YouTube.
Nicht zu vergessen:
PJ HARVEY – „The Hope Six Demolition Project“ (Alternative Rock)
NICK CAVE – „Skeleton Tree“ (Alternative Rock)
JUSTICE – „Woman“ (French House)
MARS RED SKY – „Apex III – Praise For The Burning Soul“ (Stoner-/Space Doom)
HASHSHASHIN – „nihsahshsaH“ (Oriental Stoner Metal)
Außerdem habe ich für AT THE CONTROLS noch meine Jahrescharts an Techno zusammengestellt – hier geht es zur Liste und hier die YouTube-Playlist.